Freitag, 15. November 2013

Rezi "Die Prinzessin und die Erbsen" Caryl Hart

Titel: Die Prinzessin und die Erbsen
Autor: Caryl Hart
Illustrator: Sarah Warburten
Originaltitel: The Princess and the Peas
Verlag: Langenscheidt
ISBN: 978-3-468-21023-5
Preis: 12,99€
Genre: Kinderbuch; Mädchenbuch
Format: Hardcover ohne Schutzumschlag
Seitenzahl: 32
Erscheinungsdatum: 08.08.2013


4 von 5 Sternen
*Inhalt:*
Wer hätte das gedacht? Lily Rose ist eine echte Prinzessin! Das erkennt der Doktor sofort, weil sie Erbsen nicht mag. Also packt Lily ihren Koffer und zieht ins Schloss. Aber ist das Prinzessinnenleben wirklich so toll? Ein Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahren.
(c)Langenscheidt

*Wie kam das Buch zu mir*
Das Buch wurde mir im Rahmen eines Leseabenteuers von Lovelybooks (Bücherplattform) zur Verfügung gestellt.

*Aufmachung/Qualität*
Die Aufmachung ist sehr schön und detailreich. Die Farbwahl des Cover zeigt recht deutlich, dass dieses Buch hauptsächlich für Mädchen gedacht ist. Außerdem wirken die Farben zwar bunt aber sehr gut aufeinander abgestimmt. Auch die kleine Hauptperson kann man schon auf dem Cover kennen lernen. Besonders toll hat mir und auch den Kindern die metallisch glänzenden Akzente auf dem Cover gefallen. Das kannte ich so noch nicht und ich wünschte mehr Bücher hätten diese Akzente. Schon allein dadurch würde einem das Buch im Geschäft ins Auge fallen. Zu den Illustrationen im Buch sage ich unten noch mehr. Der Einband ist sehr stabil, die Bindung ist fest und somit ist das Buch auch für ungeschickte Kinderhände sehr gut geeignet.
Bei Langenscheidt finde ich es immer sehr gut, dass das empfohlene Alter direkt auf dem Cover vermerkt ist.

*Meinung:*
Zur Geschichte an sich:
Es geht um Lily-Rose, die mit ihrem Vater zusammenwohnt und keine Erbsen essen mag. Grundsätzlich verstehe ich, dass in der heutigen Zeit alleinerziehende Elternteile keine Seltenheit sind, aber ich finde es schon merkwürdig, dass nicht einmal kurz darauf eingegangen wurde, warum Lily keine Mutter hat oder wo diese ist. Dies ist nicht nur mir beim Lesen aufgefallen sondern auch einigen der Kinder. Von unserer fünfjährigen kam sogar die direkte Frage, was mit Lilys Mama sei. Wie gesagt, grundsätzlich habe ich kein Problem wenn in Kinderbüchern alleinerziehende Eltern agieren, aber ein kurze Erklärung wie es dazu kam, finde ich schon notwendig.
Die Geschichte ist nicht zu kurz. Für 3 Jährige ist sie genau richtig und auch unsere Fünfjährige mochte die Geschichte und beschwerte sich nicht über die Kürze. Inhaltlich geht es darum, dass Lily-Rose keinen Erbsen mag, egal was ihr Papa macht. Dann ruft dieser einen Arzt, der Lily-Rose attestiert, dass sie eine Prinzessin ist und somit ins Schloss ziehen muss, wo es keine Erbsen gibt. Kinder, die viel hinterfragen werden hier einen Logikfehler finden, was zumindest bei unserer Fünfjährigen der Fall war. Also zieht Lily-Rose von ihrem Vater weg ins Schloss und erlebt dort viele Prinzessinnen-Vorteile und muss keinen Erbsen essen. Naja, im Laufe der Zeit erkennt sie, dass all diese Annehmlichkeiten nicht alles im Leben sind und geht zurück zu ihrem Vater und probiert es dann auch mit den Erbsen.

Logik und Eignung für Kinder verschiedenen Alters
Der ein oder andere wird jetzt die Augen rollen und fragen: „Was will sie denn mit Logik bei einem Kinderbuch“. Nun grundsätzlich bin ich ein Verfechter sehr fantasiereicher Geschichten, aber eine bestimmte Grundlogik sollte schon vorhanden sein. Für 3jährige mag das noch nicht allzu relevant sein, aber das Buch spricht mit Sicherheit auch ältere Kinder an. Dreijährige werden sich hauptsächlich an den tollen und farbenfrohen Bildern erfreuen. Den Witz einiger Zeichnungen werden sie aber genauso wenig verstehen wie den Kontext der Geschichte. Gerade diese junge Zuhörerschaft wird die Reimform der Geschichte sehr ansprechen. Der Text wirkt dadurch sehr melodisch und spricht Kinder mehr an als normaler Text. Ab 4 Jahren, und natürlich auch abhängig vom individuellen Entwicklungsstandes eines Kindes, wird auch der Kontext und Witz verständlicher. Aber hier kommt dann das Thema Logik. Viele Dinge, die Kindern auffallen werden einfach ignoriert. Zum einen das oben bereits genannte Problem der fehlenden Mutter. Aber auch warum Lily-Rose, wenn sie allergisch gegen Erbsen ist, am Ende doch Erbsen isst nur weil der Papa das so will. Schließlich hat ja auch ein Arzt bestätigt, dass Lily-Rose allergisch ist. Für Kinder, die viel nachfragen und sich Gedanken zu einer Geschichte machen, gibt es hier zu viele Stolperfallen. Seht dazu auch genaueres bei der Kindermeinung der Fünfjährigen. Die Moral, die dieses Buch vermitteln soll kommt daher nur teilweise an. Verständlich war allerdings, dass die Familie wichtiger ist als eine kleine Prinzessin zu sein. Diese Moral von der Geschichte fand ich sehr wichtig.

Schreibstil und Zeichnungen
Der Schreibstil ist sehr angenehm und für Kinder förderlich in Reimform. Da ich mit Kindern arbeite fällt mir die Vorliebe für Geschichten in Reimform besonders auf.
Die Zeichnungen sind sehr hübsch und mädchenhaft. Für Dreijährige macht das noch keinen großen Unterschied, aber je älter die Kinder werden, desto weniger Interesse werden Jungs an diesem Buch haben. Viel Pink, hübsche Kleider und Mädchenthemen wie Klamotten und Schmuck sind für Jungs weniger attraktiv.
Die Seiten sind voll bedruckt – hier wird kein Platz verschwendet aber es wirkt auch nicht überladen. Die Zeichnungen sind detailreich, anatomisch nicht immer korrekt (was aber völlig okay ist) und sehr farbenfroh. Die Farben sind zwar sehr bunt aber harmonisch aufeinander abgestimmt. Die Figuren und Gegenstände haben eine angenehme Größe, so dass auch schon junge Kinder davon angesprochen werden.


Kindermeinungen
(Da es sich bei den kleinen Testern um Kinder von meiner Arbeit handelt, werde ich hier keinen Namen benutzen!)
Meinung eines genau 3 jährigen Mädchens: (4/5)
Dieses Testkind wird von ihrer Mutter sehr mädchenhaft erzogen. Sie trägt viele pinke und rosa Sachen, liebt Puppen und kleidet diese gern ein. Daher sprach das Buch sie sowohl inhaltlich als visuelle sehr an. Inhaltlich verstand sie aber nur etwa 50%. Auf Nachfragen erzählte sie eher Nebensächlichkeiten, die für sie im Vordergrund standen. Sie zeigte den fahrradfahrenden Vater, die Häschen und die Kronen der Königlichen. Der Inhalt der Geschichte war sehr nebensächlich. Den Reimen hörte sie aufgrund ihres Klanges sehr gern zu und wollte die Geschichte erneut hören. Den Witz der Zeichnungen verstand sie nicht. Für sie stand das Niedliche im Vordergrund. Die Moral der Geschichte bekam sie ebenfalls nicht mit. Trotzdem war der Eindruck eher positiv. Das Buch konnte die Testperson in den Bann ziehen und das Kind verglich Dinge aus ihrem leben (rosa Sachen) mit denen von Lily-Rose. Aber auch sie war verwirrt, dass es keinen Mama im Buch gab.

Meinung eines 3 jährigen Jungen: (3/5)
Inhaltlich nahm er etwa genauso viel wahr wie Testperson 1, obwohl er kognitiv etwas weiter entwickelt ist. Man merkte deutlich, dass ihn das Thema Prinzessin weniger ansprach. Er wollte die Geschichte auch kein zweites mal hören. Auf Nachfragen zum Inhalt konnte er so gut wie nichts wiedergeben und zeigte kaum Interesse. Er blätterte zwar noch ein wenig im Buch herum, dann wurde es aber auch schnell zur Seite gepackt.

Meinung eines 5 (+8 Monate) jährigen Mädchens: (4/5)
Ihr war sowohl die Geschichte als auch der Humor voll zugänglich. Wer meine Kinderbuchrezensionen verfolgt, wird sich denken, dass es hier wieder um Frau Naseweis geht. Und mit diesem Buch hatte sie so einige Probleme. Wie oben schon beschrieben, kam sofort die Nachfrage, wo den die Mutti von Lily-Rose sei. Dann war es ihr schleierhaft, warum Lily-Rose in ein Schloss ziehen muss nur weil sie gegen Erbsen allergisch ist. (für Kinder die bereits Allergien kennen, wäre es besser gewesen, man hätte einfach nur gesagt, Lily-Rose mag keine Erbsen) Sie wusste, dass man bei einer Allergie die Sachen dann nicht essen darf und warum hat der Papa dann nicht einfach drauf verzichtet? Warum schickt er Lily-Rose weg. Das empfand sie als ziemlich unfair. Sie wäre nicht ins Schloss gezogen. Sie hörte gern zu als es um die Geschehnisse im Schloss ging, war aber froh, dass Lily-Rose dann doch wieder nach Hause gegangen ist. Den Papa fand sie trotzdem 'doof', weil er Lily-Rose überhaupt erst ins Schloss geschickt hat wegen ihrer Allergie und weil er Lily am Ende dann echt noch zwingt die Erbsen zu essen, obwohl sie allergisch ist. Wie man hier schon heraus liest, lag der Logikfehler bei der Benennung als Allergie. Man kann mich hier für kleinlich halten, aber warum musste man den Unwillen eines Kindes eine bestimmte Nahrung zu sich zu nehmen als Allergie bezeichnen? Die Wortwahl ist hier einfach sehr ungünstig gewählt und das auch noch einen Arzt aussprechen zu lassen, finde ich doppelt ungünstig. Das hätte man anders lösen können. Naja, also der Testperson ist das ganze ebenfalls negativ aufgefallen und auch ihr eher skeptischer Blick brachte mich zu der Vermutung, dass das Buch eine sehr niedrige Wertung von ihr bekommen wird. (wir nutzen dafür immer andere Bücher, die sie mag oder eben nicht, zum Vergleich) Überraschenderweise bewertete sie das Buch dann aber doch mit 4 Sternen und wollte die Geschichte noch einmal hören. (Hätte ja sein können, dass ich was falsch vorgelesen habe) Auch nachdem sie überzeugt war, dass ich nichts falsch vorgelesen habe, blieb sie bei den vier Sternen und wollte das Buch im Laufe der Tage noch ein paar mal als Gute-Nacht-Geschichte hören. Grundsätzlich muss die Geschichte sie also angesprochen haben. Auf die Frage warum das Buch so viele Sterne bekommt, obwohl sie so herum bekrittelt hat, meinte sie, dass die Zeichnungen toll sind und die Zeit im Schloss auch, obwohl die Entscheidung nach Hause zu gehen richtig war. Die Testperson würde auch gern mal auf Urlaub in das Schloss gehen und da sie das nicht kann, will sie sich die Bilder angucken.


Zeichnungen 4,5/5
päd. Wertvoll 3/5
Geschichte 3,5/5
Aufbau/Lesefluss 5/5


*Fazit:*
Inhaltlich konnte mich (und die Kinder) das Buch nicht ganz überzeugen. Bei 3Jährigen wird das so gut wie keine Rolle spielen, aber ältere Kinder werden einige Fragen stellen, die man kaum logisch beantworten kann. Trotzdem ist die Grundmoral der Geschichte gut und die Zeichnungen sind sehr kindgerecht bunt und groß. Das Buch wird Mädchen mehr interessieren als Jungen, aber grundsätzlich ist es empfehlenswert.

 4 von 5 Sternen


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